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Maulbron ist eine Kleinstadt am Südwestrand des Strombergs. Dieser erhebt sich im Kraichgau zwischen Schwarzwald und Odenwald. Die ehemalige Zisterzienserabtei bildet den Ortskern der heutigen Stadt Maulbronn. Gemeinsam mit den alten Wirtschaftsgebäuden gilt das Kloster Maulbronn als die am besten erhaltene Kosteranlage des Mittelalters, nördlich der Alpen. Die von einer Mauer umschlossene Anlage beherbergt heute neben Restaurants, das Rathaus und die Polizei Maulbronns. Darüber ist in den Gebäuden des Klosters ein evangelisches Gymnasium mit einem angeschlossenen Internat untergebracht.

Anno Domine 2020 – wir haben Corona und alles ist anders! Waren in den letzten Sommern Fernreisen angesagt, beschränken sich in diesem Sommer die Reiseaktivitäten auf Deutschland und die nähere Umgebung. So auch bei Susann und mir. Wir haben aus der Situation das Beste gemacht und Familie und Freunde besucht. Unter anderem Susanns Tochter und ihren Freund in Bretten. Bretten ist eine baden-württembergische Kleinstadt und liegt zwischen Karlruhe und Pfortzheim. Und ganz in der Nähe von Bretten liegt das Kloster Maulbronn. Und weil wir schon mal in der Gegend waren, ließen wir es uns nicht nehmen, die beeindruckende Klosteranlage zu besuchen.

Gegründet wurde die ehemalige Zisterzienserabtei im Jahr 1138. Unter der Ägide des damaligen Abtes Bernhard von Clairvaux erhielt der Zisterzenserorden auch im heutigen Deutschland großen Zulauf. In Südwestdeutschland ließ sich der Edelfreie Walter von Lomersheim von der Begeisterung um den Orden anstecken. Er stiftete das Erbgut Eckenweiher zwischen Mühlacker und Lienzingen zur Gründung eines Zisterzienserklosters. In dieses Kloster trat er selbst als Laienbruder ein. Auf den gestifteten Ländereien ließen sich zuerst ein Abt und zwölf weitere Mönche aus dem Elsass nieder. Doch für den Bau eines Klosters war die Lage letztlich ungünstig. Vor allem mangelte es an Wasser. Das Kloster Maulbronn hat nach folgender Legende seinem heutigen Standort und seinen Namen erhalten.

Auf der Suche nach einem geeigneten Ort für den Bau des Klosters, haben die ersten Mönche ein Maultier mit all ihren Klosterschätzen bepackt. Sie ließen es laufen und das Maultier blieb an der Stelle des heutigen Klosterbrunnen stehen. Dort warf es den Schatz ab und scharrte mit den Hufen. Hierdurch trat eine Quelle zu Tage, die die Mönche in einen Brunnen fassten. Dieser vom Maultier “gegrabene” Brunnen gab dem Kloster auch seinen Namen.

Im Laufe der Jahrhunderte durchlebte das Kloster Maulbronn eine bewegte Geschichte. Äbte kamen und gingen und auch die Schutzherrschaften über das Kloster wechselten. Stand Maulbronn im 14. Jahrhundert noch unter pfälzischer Schutzherrschaft, fiel das Kloster 1504 an die Württemberger. Für sie stellte Maulbronn eine strategische Bastion gegen die angrenzenden Fürstentümer Pfalz, Baden und Speyer dar. Die Größe des Klosters und dessen Lage am Übergang vom Neckarbecken zum Kraichgau, sowie die angrenzenden Reichsstraße von Ulm nach Speyer sprachen für Maulbronn.  Im Jahr 1556 wurde das Kloster schließlich, zusammen mit zwölf weiteren württembergischen Männerklöstern in eine evangelische Klosterschule umgewandelt. Zuerst mit dem Ziel, Nachwuchs für das evangelische Pfarramt heranzubilden. 1807 schließlich folgte die Umwandlung in ein evangelisch-theologisches Seminar. Heute ist das Seminar ein staatliches Gymnasium mit angeschlossenem Internat für ca. 100 Schülerinnen und Schüler.

Dem heutigen Besucher zeigt sich eine beeindruckende Anlage. Neben der Vorhalle zur Klosterkirche – dem Paradies – beeindrucken die Kirche selbst, deren Kreuzgang, sowie die Brunnenkapelle, das Herrenrefektorium, das Parlatorium, das Calefactorium und die angrenzenden Räumlichkeiten des Seminars. Abgerundet wird der Eindruck der Anlage durch die umgebenden Wirtschaftsgebäude, die heute als Rathaus, Polizeiwache, Veranstaltungssaal der Gemeinde Maulbronn, Restaurants und Wohnhäuser für die Lehrer des Seminars dienen. Wegen des einmalig erhaltengebliebenen Ensembles der gesamten Anlage, ist das Kloster Maulbronn seit 1993 UNESCO-Weltkulturerbe.

Wer auf Reisen in die Region kommt, sollte dieses Kloster unbedingt einmal besuchen. Besonders beliebt bei Fotografen soll jene Zeit sein, zu der die über 100 Jahre alte Magnolie im Kreuzgarten blüht. Das Kloster stellt laut eigenen Angaben jedes Frühjahr das aktuelle Entwicklungsstadium der Blüten ins Netz.

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Die Legende darüber, wie findige Ordensbrüder in der Fastenzeit die fleischgefüllten Maultaschen erfanden und weitere Informationen zum Kloster finden Sie hier.

 

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