Die Oosterschelde ist ein Dreimast-Topsegelschoner aus den Niederlanden und als letztes Schiff dieser Bauart unterwegs auf den Weltmeeren. Eine Fahrt auf diesem Traditionssegler ist ein ganz besonderes Erlebnis. Besonders dann, wenn es durch die malerische Fjordlandschaft Norwegens geht – von Bergen über den Polarkreis nach Bodø.
Mit Beginn des 1. Weltkrieges nahmen die Gefahren für die internationale Seefahrt zu. Viele Schiffe gingen auf See verloren. Durch die Verknappung von Roh- und Treibstoffen stieg der Kostendruck für den Betrieb der verbliebenen Schiffe. Unter diesen Bedingungen barg der Bau kleiner Schliffe ein begrenztes Verlustrisiko und brachte den Frachtenseglern eine späte Renaissance. Die Oosterschelde ist einer jener rund 500 Dreimastschoner, die in dieser Zeit in den Niederlanden gebaut wurden.
Seit ihrem Stapellauf im niederländischen Zwartsluis im Sommer 1917, hat die Oosterschelde ein bewegtes Schiffsleben hinter sich. Im Besitz der Reederei H.A.A.S. aus Rotterdam befuhr sie anfänglich erfolgreich Nord- und Ostsee. Unter ihrem zweiten Eigner war die Oosterschelde hauptsächlich in Europa, dem Mittelmeer und vor den Küsten Afrikas unterwegs. Im Mai 1939 wurde die Oosterschelde an die Reederei Fuglen im dänischen Ærøskøping verkauft und auf den Namen Fuglen II umgetauft. Der Schoner war damals das modernste Schiff der dänischen Flotte. Trotz diverser Umbauten zwischen den Jahren 1930 und 1954 – schrittweise Reduktion der Beseglung, Aufbau einer Brücke und eines Ruderhauses, Einbau eines Motors und wiederholtes Aufrüsten der Maschinenkraft – veraltete die Fuglen II zunehmend. Im Jahre 1954 wechselte sie erneut der Besitzer. Der neue, schwedische Besitzer nannte das Schiff erneut um. Umgebaut in ein reines Motorfrachtschiff befuhr der ehemalige Segelschoner nun unter dem Namen Sylvan vornehmlich den baltischen Raum. 1988 schließlich ging der Frachter an die Tallship Travel B.V. aus Nijmegen in zurück die Niederlande und erhielt dort wieder seinen ursprünglichen Namen. Nach der Übernahme des Schiffes durch die B.V. Reederei Oosterschelde aus Rotterdam im Jahre 1990, erfolgte die vollständige Restaurierung und Rückversetzung des Schoners in den ursprünglichen Zustand. Am 26.08.1992 wurde die Oosterschelde durch Prinzessin Magriet offiziell wieder in den Dienst gestellt. Seit dem ist die Oosterschelde als segelnder Botschafter unterwegs und trägt die niederländische Flagge erfolgreich über die Meere dieser Welt.
In den nun mehr als 100 Jahren ihres bewegten Schifflebens hat die Oosterschelde einiges erlebt. Zwei Schiffskollisionen und das Auflaufen auf eine Mine im Kriegsjahr 1943, sowie die vielen Umbauten bis hin zum finalen Rückbau, haben die alte Dame reifen lassen. Ob in Europa, Japan oder Australien, ob rund Kap Horn oder in der Antarktis, auf einer der vielen Regatten oder auf einem Windjammertreffen – die Oosterschelde begeistert gleichermaßen Besucher und Mitsegler.
Silke, eine Freundin von Susann war im Sommer 2017 entlang der Atlantikküste Kanadas als Segelgast auf der Oosterschelde unterwegs. Der Törn hat sie hellauf begeistert. Sie hat so sehr von dem Schiff geschwärmt, dass Susann auf die Idee kam, einmal mit Silke gemeinsam einen Törn zu buchen. Im Sommer 2019 war es dann so weit. Susann machte ihren ersten Segeltörn. Silke, deren Freundin Anne und ich begleiteten sie. Gemeinsam machten wir uns auf nach Norwegen. Auf ihrem Weg von Rotterdam nach Tronsø, nahm die Oosterschelde an den Tall Ship Races 2019 teil und machte in Bergen fest. Dort wechselte die Gastcrew. Wir gingen für die nächste Etappe nach Bodø an Bord. Zusammen mit einer internationalen Crew aus 5 Mann Stammbesatzung und 21 Gästen ging es entlang der norwegischen Küste gen Norden.
Neben dem Erlebnis des aktiven Mitsegelns auf diesem eindrucksvollen Schiff, ergaben sich für mich viele Möglichkeiten das Bordleben, sowie die Küstenlandschaft und die Tierwelt Norwegens fotografisch festzuhalten.
Eine Auswahl der auf dem Törn entstandenen Fotos finden Sie in meiner Galerie Mit der Oosterschelde in Norwegen.
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