Eine endlose, enge und verwundene Straße, entlang einer felsigen und oftmals steil abfallende Küste – das ist der Wild Atlantic Way, die Küstenstraße im Westen von Irland. Nicht erst seit dem Fantasy-Epos Game of Thrones, dessen Drehorte vornehmlich im Norden Irlands liegen, ist Irland ein beliebtes Reiseziel. Von der letzten Eiszeit geprägte Landschaften im Innern des Landes, unzählige kultur-historische Stätten, die vielen kleinen Ortschaften und Städte mit ihren gemütlichen Pubs, all das verspricht dem Besucher dieser grünen Insel ein unvergessliches Urlaubserlebnis.
Das einzig beständige an Irland, sagt man, ist das Wetter. Es ändert sich ständig und darauf ist Verlass! Bis zu zehnmal am Tag soll es regnen. Zwar falle der Regen meist sanft, aber nass sei er allemal. Neben der damit einhergehend hohen Luftfeuchtigkeit, soll die raue Westküste im Sommer im Vergleich zum europäischen Festland recht kühl sein. Darüber hinaus geht immer ein vom Atlantik kommender Wind. Für den Fotografen verspricht das urtümliche Landschaften, eindrucksvolle Wolken, an die Felsküste klatschende Gischt, sowie die Möglichkeit, bei bestem Fotolicht den ganzen Tag über unterwegs zu sein. Also ist Irland das perfekte Reiseziel für einen Fotourlaub mit dem Reisemobil im Sommer.
Mit diesen Grundinformationen im Gepäck, einem ausgetüftelten Reiseplan, und großer Vorfreude machten Susann und ich uns im Sommer 2018 auf die Reise nach Irland. Hierfür hatte ich extra einen VW-Bus mit Ausstelldach organisiert. Geplant hatten wir die Anreise über die Eifel, Belgien und Frankreich. In der Normandie wollten wir in Honfleur Station machen. Das Hotel Monet in dem kleinen Küstenort an der Mündung der Saine war schon im vorausgegangen Sommer ein von uns geschätztes Quartier. Von Honfleur aus sollte es mit der Fähre von Cherbourg nach Rosslare gehen. Wir hatten geplant, durch den Norden über Waterford, Cashel und Cork zum Leuchtturm von Galley Head zu fahren. Von hier aus wollten wir in Etappen mit kleinen Abstechern dem Wild Atlantic Way bis nach Norden folgen.
Unser erstes größeres Ziel war Portmagee am Skellig Ring. Von dort hatten wir einen Tagesausflug nach Skellig Michael gebucht. Weltweit bekannt ist diese kleine Felseninsel, seit sie als Drehort für „Das Erwachen der Macht“ und „Die letzten Jedi“ aus der Star Wars Reihe diente. Wir waren weniger an dem alten Kloster auf dem Gipfel der Insel interessiert. Und reizten neben der bizarren Inselkulisse vor allem die hier brütenden Papageientaucher. Der Weg nach Portmagee sollte uns über die beliebten Rings of Breara, Kerry und Skellig führen. Gerade der durch den Killarney Nationalpark führende Ring of Kerry ist eines der Reiseziele in Irland. Entlang dieser Route hatten wir uns einige fotogene Ziele ausgesucht.
2018 war auch für Irland ein ungewöhnliches Jahr. Brachte der letzte Winter noch ungewohnt viel Kälte und späten Schnee mit sich, war der Sommer extrem trocken. Bis in den Juli schien den ganzen Sommer über die Sonne und es war angenehm warm. Von der sonst so grünen Insel blieben nur noch „50 Shades of Brown“ übrig. Im Grunde war dies für einen Irland-Urlaub perfekt. Unsere Gummistiefel blieben im Auto und bis auf 2 Tage die Regenjacken im Rucksack verstaut. Ja sogar kurze Hose und Sonnenbrand waren angesagt. Das Dumme daran war nur, das alles mal ein Ende hat. So auch die stabilste Wetterlage. Ok, auf Irland hielt das schöne Wetter noch den ganzen Urlaub an. Aber vor Westküste braute sich einiges zusammen. Zuerst wurde die See rauer. Der so entstandene Schwell machte die Landung auf Skellig Michael unmöglich. Und nach unserem nächsten Ziel – den Cliffs of Moher – wurde dann von Süd-Westen her auch das Wetter zunehmend irischer.
Zum Glück ist man auf irischen Campingplätzen nicht allein. So trafen wir unter anderem auf Nicole und Peter. Nicole kommt ursprünglich aus der Nähe von Wolfsburg und ist mit dem Iren Peter verheiratet. Das unerwartete Treffen mit den beiden bescherte Nicole Heimatgefühle und uns neben vielen interessanten Insidertipps eine Einladung der beiden für den Rückweg.
Dem Rat von Nicole und Peter folgend, planten wir in Erwartung der Rückkehr des „irischen Sommers“ um und richteten unsere Fahrt gen Norden. Mit einem Abstecher beim Musikfestival in Gallway führte uns unsere weitere Route über Connemara nach Nordirland. Dort wollten wir der Küste folgend, unter anderem einige Drehorte von Game of Thrones besuchen. Nicht wegen des Hypes um den Film selbst. Auf die Busse voller Menschen – bewaffnet mit schwarzen Fellumhängen, Plastikschwertern und Selfie-Sticks – konnten wir problemlos verzichten. Aber viele Szenen wurden eben auch an fotografisch wirklich reizvollen Orten gedreht. So z.B. in Dark Hedges – einer Allee mit bizarren alten Buchen. Was wir im Vornherein jedoch nicht ahnten war, dass es an diesen Orten nur extrem kleine Zeitfenster für ein weitgehend menschenfreies Fotovergnügen gab. Nach einigen vergeblichen Anläufen auf Dark Hedges hatten wir schließlich abends freies Schussfeld. Während im nahen Hotel vermutlich das Dinner serviert wurde, hatten wir das Glück einer fast menschenleeren Allee. Geschlagene 2 Stunden hatte das Warten darauf gedauert. Als dann die letzten Filmfans die Umarmung der Bäume aufgaben und sich in der Straßensenke ehrfürchtig auf den Boden warfen, machte es endlich klick. Das Foto einer Baumallee ohne störende Touristen war im Kasten und Susann und ich suchten das Weite.
Zum Glück ist Irland eine kleine Insel. Mit dem Auto ist man in jeder Richtung schnell einmal auf der anderen Seite. Dank der moderaten Entfernungen und der vielen guten Tipps von Nicole und Peter war es uns letztlich doch ein Leichtes, die Insel auch fern ab der meisten Touristenströme zu genießen. Und da sich während der gesamten Zeit keine weitere Gelegenheit für eine Überfahrt nach Skellig Michael bot, rundete ein Abstecher in die Wicklow Mountains und der Besuch bei Nicole und Peter unsere Reise nach Irland ab. Unseren letzten Abend verbrachten wir gemeinsam mit den beiden in der alten Schmiede „The Forge“. Dort trifft sich die Gemeinde einmal im Monat. Einzelne Mitglieder singen und musizieren. Von Irischen Folk über Rock, Pop oder Hausmusik im Familienkreis ist alles dabei. Und auch Darbietungen von Gästen werden gerne gehört. So sang Susann die Stoppok Ballade „Unten am See“. Es war erstaunlich, wie viele Zuhörer doch dem deutschen Text folgen konnten. Und der Applaus von alle zeigte uns schließlich, wie gastfreundlich doch die Iren sind.
Eine Auswahl der auf dieser Reise entstandenen Fotos finden Sie in meiner Galerie Irland.
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